Rönnebeck liegt inmitten landwirtschaftlicher Flächen etwa acht Kilometer westlich von Osterburg. Als ehemaliger Ortsteil von Flessau ist das Dorf seit Juli 2009 Teil der Einheitsgemeinde Osterburg. Rönnebeck ist ein typisches Straßendorf mit einer eher kleinteiligen Struktur. Seinen Namen verdankt es wohl einem hier einst vorhandenen Bachlauf. Heute fließt nördlich des Dorfs der Rossauer Graben, welcher die Fluren beider Dörfer trennt und östlich des Geldbergs in die nahe Biese mündet. Im Osten bildet der Markgraben die Gemarkungsgrenze zur Flessauer Flur. Bis zur Mitte des 20. Jhdt. war Rönnebeck durch sein Schloss bekannt, welches von einem Park mit mehreren Teichen umgeben war. Zu den Attraktionen zählten außerdem ein kunstvoller Springbrunnen aus italienischem Marmor - der sogen. Neptunbrunnen - und ein Mausoleum. Heute ist das einstige Schloss- und Parkgelände nur noch für Eingeweihte erkennbar - ein geschlossenes Wäldchen und Reste des sogen. Schwanenteichs auf der Nordseite des Dorfs sind die letzten Zeugen des einstigen Parks, sämtliche Gebäude und Parkarchitekturen sind seit den 1940er Jahren verschwunden. Die Zerstörungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat lediglich der Neptunbrunnen überlebt, welcher nach dem Erwerb durch die Stadt Osterburg vor der dortigen Nicolaikirche seinen neuen Platz fand und inzwischen als eines der Wahrzeichen der Stadt gilt. Heute lohnt in Rönnebeck vor allem ein Besuch der kleinen, äußerlich schlichten Dorfkirche, welche mit einigen interessanten Details aufwarten kann.
Nach dem 1375 erstmals erwähnten Dorf nannte sich eine ritterliche Familie, die ihren Stammsitz bis etwa um 1740 behauptete. Zunächst außerdem noch bei Werben begütert, sind deren männliche Vertreter - zwei Brüder - offenbar in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt. als Offiziere in den Dienst des dänischen Königs getreten und dort ansässig geworden.
An die offenbar spätestens seit dem 16. Jhdt. ebenfalls in Rönnebeck angesessene Familie von Rintorff erinnert das Epitaph des Claus von Rintorff (Anf. 17. Jhdt.) an der Nordwand der Kirche, an die Gutsbesitzer aus späterer Zeit eine Grabplatte auf dem Friedhof für Eleonore Gottliebe Friederike von Kalben und eine in die Nordwand des Kircheninnenraums eingelassene Tafel, welche ebenfalls auf die 1817 verstorbene Eleonore Gottliebe Friederike von Kalben und deren bereits 1777 verstorbenen Gatten Georg Friedrich von Kalben verweist. Nachdem von dem einstigen Rittergut heute nichts mehr erkennbar ist, ist die etwa in der Dorfmitte und gegenüber dem ehemaligen Gutsareal gelegene Kirche der letzte bauliche Zeuge der frühen Geschichte des Dorfes.
An die Erbauung der kleinen, einteiligen Feldsteinkirche in spätromanischer Zeit erinnern das später vermauerte schlichte Rundbogenportal mit Backsteinrahmung auf der Nordseite und die kleinen, sehr schmalen Fenster auf der Ostseite des rechteckigen Kirchenraums. Der schlichte verputzte Backsteinturm im klassizistischen Stil wurde erst bei der baulichen Erneuerung der Kirche i. J. 1819 aufgesetzt. Im Innern sind neben einem Kanzelkorb aus dem 16. Jhdt. vor allem die an einigen Kirchenbänken wieder verwendeten und aus dem 17./18. Jhdt. stammenden Leisten mit den Namen der früheren Besitzer dieser Plätze interessant.
Zu Beginn des 19. Jhdt. lebten in Rönnebeck 103 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es zwei Ganz- und drei Halbbauernhöfe, sechs Kossatenhöfe, aber auch bereits fünf Büdner, die nur ein kleines Haus ohne nennenswerten Grundbesitz ihr Eigen nannten und sechs Einlieger ohne jegliches Grundeigentum. Das frühere Rittergut war mittlerweile in zwei Anteile aufgeteilt - der eine gehörte der Familie von Kalben (auf Rönnebeck) und der andere der Obristin von Kleist auf Orpensdorf.
In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte wie in allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Rönnebeck die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum - so auch in Rönnebeck: Bereits bis 1840 stieg die Einwohnerzahl auf 141 und damit um etwa 37 Prozent. 1871 waren von den insgesamt 140 Einwohnern 105 „Dörfler“, während 35 auf dem Gut lebten. 1912 betrug das Verhältnis 141 zu 51. Sichtbarer Ausdruck der gestiegenen Einwohnerzahl war u. a. der massive Anbau (1884) an das bereits 1837 errichtete Schulgebäude.
Rönnebeck war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein typisches Gutsdorf, der Gutsbesitz dominierte, die bäuerlichen Wirtschaften waren überwiegend klein und wurden zum Teil nur im Nebenerwerb betrieben. Etwa ein Viertel der Dorfanlage - die gesamte westliche Hälfte nördlich der Dorfstraße - wurde vom Schlossbereich und Gutshof eingenommen. Um 1865 verfügte das Gut über einen Grundbesitz von gut 250 Hektar, während die damals 22 Grundeigentümer im Dorf insgesamt ca. 101 Hektar, im Durchschnitt somit weniger als fünf Hektar, bewirtschafteten.
Die beiden Anteile des Ritterguts waren bereits in der ersten Hälfte des 19. Jhdt. wieder in einer Hand vereint worden und an bürgerliche Besitzer gelangt. Nach zwischenzeitlichen erneuten Besitzwechseln wurde das Gut schließlich von den Magdeburger Eheleuten Schmidt erworben. Als Sohn eines Knopffabrikanten und Tochter eines Aktienbrauereibesitzers verfügten sie über die finanziellen Mittel zum Erwerb der Rittergüter Rönnebeck und Orpensdorf und für umfangreiche Investitionen. Unter ihrer Regie wurde das barocke Gutshaus in den 1870er Jahren zu einem großzügigen Herrenhaus erweitert, so dass es fortan allgemein als „Schloss“ bezeichnet wurde. 1885 wurde die Familie unter dem Namen von Rönnebeck in den Adelsstand erhoben. Spätestens in den 1890er Jahren muss auch mit dem Bau der Familiengrabstätte im Gutspark - einem aufwändig gestalteten sechseckigen Mausoleum - begonnen worden sein. Dort wurde 1898 der im Alter von erst 29 Jahren verstorbene einzige Sohn der Familie, Premierleutnant Friederich Carl Hermann von Rönnebeck, beigesetzt. 1907 fand auch der Rittergutsbesitzer und Major a. D. Carl Johannes von Rönnebeck hier seine letzte Ruhestätte. Die aus Marmor gefertigten Sarkophage stammten aus Italien, ebenso die lebensgroße Figur des verstorbenen Sohnes der Familie. Ein ebenfalls in Italien gefertigter und 1912 durch die Familie von Rönnebeck erworbener Marmorbrunnen komplettierte die Parkarchitekturen.
Zu Beginn des 20. Jhdt. umfasste das Gut 283 Hektar. Davon waren 224 Hektar Acker- und 19 Hektar Grünland. Der Schwerpunkt des verpachteten Gutsbetriebs lag bis in die 1920er Jahre neben dem Ackerbau auf der Schaf- und Rinderhaltung (1912/22: 432 Schafe, 66 Rinder). Später wurde auch der Spargelanbau forciert, so dass Rönnebeck für seinen guten Spargel bekannt wurde. Positiv auf den Absatz der landwirtschaftlichen Produkte und damit die Entwicklung des Gutsbetriebs hatte sich auch die Eröffnung der Kleinbahnlinie Osterburg - Deutsch-Pretzier im Jahre 1914 ausgewirkt, durch welche Rönnebeck direkten Anschluss auch an das überregionale Schienennetz erhalten hatte.
Die Nachkriegszeit brachte auch für Rönnebeck erhebliche Veränderungen mit sich. Zunächst galt es, den schon in den letzten Kriegsjahren einsetzenden Zustrom von Evakuierten und später von Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen zu bewältigen. Hatten 1936 262 Menschen im Dorf gelebt, so waren es im Herbst 1946 291 - mit einem Anstieg um knapp zwölf Prozent lag das kriegsfolgenbedingte Bevölkerungswachstum in Rönnebeck allerdings weit unter jenem der Nachbardörfer. Mit Übernahme der Besatzung im Juli 1945 richteten russische Soldaten ihr Quartier im Schloss ein. Im Rahmen der Bodenreform des Herbstes 1945 wurden der Gutsbetrieb (271,5 ha) enteignet und aus dessen Grundbesitz 26 Voll- sowie 33 Kleinsiedlerstellen geschaffen. Im Zuge der damaligen "Vergangenheitsbewältigung" wurden schließlich 1947 das weithin bekannte Schloss und auch das eindrucksvolle Mausoleum abgebrochen.
Das folgende Jahrzehnt stand auch in Rönnebeck im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Bereits Anfang 1953 wurde eine LPG vom Typ I gebildet - hierbei wurde zunächst nur der Boden gemeinschaftlich bewirtschaftet. Mit Abschluss des sogen. „sozialistischen Frühlings“ 1960 war dann auch Rönnebeck vollgenossenschaftlich. 1965 erfolgt der Anschluss der Rönnebecker Genossenschaft an die LPG vom Typ III in Rossau. Nun gingen auch Gebäude sowie sämtliches lebendes und totes landwirtschaftliches Inventar in Genossenschaftsbesitz über. Bald darauf entstanden die ersten Kooperationsgemeinschaften - die Rossauer LPG bildete mit den Genossenschaften aus Flessau, Rönnebeck, Wollenrade und Storbeck eine solche Kooperation. 1970 ging die Rönnebecker Genossenschaft schließlich in der Flessauer LPG Pflanzenproduktion auf. Mit der Umstrukturierung und Intensivierung der Kooperationen in den 1970er Jahren entstand dort ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, welcher in 13 Dörfern ca. 6.000 Hektar bewirtschaftete und daneben auch eine bedeutende Rinderzucht und Milchviehhaltung betrieb.
Viele Infrastrukturmaßnahmen und Verbesserungen des Lebensumfelds waren während der DDR-Zeit nur mit Unterstützung der Genossenschaften und durch erhebliche Eigeninitiative der Dorfgemeinschaft zu realisieren. So wurde in Rönnebeck 1973/74 in Eigeninitiative die Dorfentwässerung gebaut. 1975/76 erfolgte im Anschluss an die zentrale Wasserversorgung. Die LPG ließ für zwei Familien ein für damalige Verhältnisse modernes und großzügiges Doppelhaus errichten. Von staatlicher Seite wurde die Dorfstraße asphaltiert - der Überlieferung zufolge, um sich bei Besichtigungen der Vorzeige-Genossenschaft durch Regierungsmitglieder angemessen zu präsentieren. 1973 wurde die Gemeinde Rönnebeck als Ortsteil in die Gemeinde Flessau eingegliedert. Die Kinder aus Rönnebeck besuchten bereits seit den 1960er Jahren die Schule in Flessau.
Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Rönnebecker erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch, der Rückgang ist bis heute nicht gestoppt. Dennoch ist Rönnebeck auch heute ein lebenswertes Dorf. Die bereits 1898 gegründete Freiwillige Feuerwehr spielt heute wie in vielen Dörfern eine wichtige Rolle bei der Organisation von Aktivitäten der Dorfgemeinschaft. Für das gesellige Miteinander wurde in der ehemaligen Dorfschule ein Gemeinschaftsraum eingerichtet. Das Erscheinungsbild des Dorfs hat sich durch zahlreiche private Baumaßnahmen positiv entwickelt.
Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.
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