Wollenrade

Der Ortsteil Wollenrade stellt sich vor:

Foto: Corrie Leitz

Kirche in Wollenrade

Foto: Hansestadt Osterburg

Straßenansicht von Wollenrade

Foto: Ralf Engelkamp

Wohnhaus in Wollenrade

Wollenrade ist ein idyllisch in die umgebenden Wiesen und Felder eingebettetes Straßendorf mit gepflegten Bauernhäusern aus dem 19. u. 20. Jhdt. Der Ortsname - 1279 „woldenrodhe“ - deutet darauf hin, dass das Dorf im Mittelalter auf einer Rodung angelegt wurde. Das Dorf liegt etwa zehn Kilometer südwestlich von Osterburg, dem Sitz der Einheitsgemeinde, welcher auch Wollenrade als ehemaliger Ortsteil von Flessau seit 2009 angehört. Obwohl oder gerade weil Wollerade ein sehr kleines Dorf ist, wird hier eine aktive Dorfgemeinschaft gepflegt. Liebevoll sanierte Gehöfte zeugen davon, dass die etwas abgeschiedene Lage des Dorfs auch heute für die Bewohner attraktiv ist. Auf jeden Fall einen Besuch wert ist die romanische Feldsteinkirche mit ihrer barocken Innenausstattung.


Die Dorfkirche

Der dreiteilige Kirchenbau, bestehend aus Turm, Schiff und eingezogenem Chor, ist zugleich der letzte bauliche Zeuge der frühen Ortsgeschichte. Das heutige Aussehen der Kirche geht in großen Teilen auf eine umfassende Wiederherstellung im Jahre 1737 zurück, bei welcher die Chormauern erhöht wurden, so dass das Chordach dieselbe Firsthöhe wie das des Schiffs erhielt. Gleichzeitig wurden die Fenster vergrößert. Auf der Südseite finden sich noch zwei vermauerte Portale und ein Fenster aus romanischer Zeit. Das Westportal wurde wie vielerorts erst gegen Ende des 19. Jhdt. angelegt. Sehenswert ist das Kircheninnere mit einer nahezu einheitlich aus der zweiten Dekade des 18. Jhdt. stammenden Ausstattung (Altar 1713, Kanzel und Taufengel 1715, Gestühl 1719).


Die ehemaligen Rittergüter in Wollenrade

In unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche befindet sich ein wohl aus dem späten 18. oder frühen 19. Jhdt. stammendes, ehemaliges Gutshaus. Bis auf die verkleinerten Fensteröffnungen ist es noch größtenteils in seiner historischen Gestalt erhalten. Bereits das Landbuch Kaiser Karls des IV. von 1375 weist für Wollenrade die hohe Zahl von 14 Ritterhufen aus, welche damals im Besitz verschiedener adliger Familien waren. Den wohl umfangreichsten Besitz hatte die Familie von Vollenschier bis zu ihrem Aussterben i. J. 1626 inne. Durch Erbschaft kam er an die Familie von Bertkow, welche im Jahre 1708 auch einen weiteren Wollenrader Rittersitz - bis dahin im Besitz der angesehenen bürgerlichen Familie Petersen - erwarb und mit ihrem Gut vereinigte.

Im Jahre 1745 kaufte der aus Salzwedel stammende Historiker Philipp Wilhelm Gercken (1722-1791) eines der Güter in Wollenrade und nahm hier bis zu seiner Übersiedlung nach Salzwedel 1761 seinen Hauptwohnsitz. Hier im kleinen Wollenrade begann er mit der Arbeit an seiner bedeutenden brandenburgischen Urkundensammlung. Wenige Jahre später - 1768 - verkaufte er das Gut an die Familie von Alvensleben. Gegen Ende des 18. Jhdt. waren die Wollenrader Güter dann offenbar in einer Hand vereint. Nach dem Aussterben der Familie von Bertkow (1798) und weiteren Besitzwechseln wurde das Gut 1820 dismembriert, wobei ein kleiner Teil des Grundbesitzes beim Restgut verblieb, während der größte Teil von den Bauern des Dorfes aufgekauft wurde.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Um 1800 hatte Wollenrade 144 Einwohner, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es sieben Ganz- und drei Halbbauernhöfe, drei Kossatenhöfe, einen Büdner, aber auch 14 grundbesitzlose Einlieger. Drei Familien bestritten ihren Lebensunterhalt als Leineweber.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte dann wie in beinahe allen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Wollenrade die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung in der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. So stieg auch in Wollenrade im Verlaufe des 19. Jhdt. die Einwohnerzahl nach einem zeitweiligen Rückgang (1854: 136) auf 186 im Jahre 1895, verharrte dann allerdings bis zum zweiten Weltkrieg auf etwa diesem Niveau. Zu Beginn des 20. Jhdt. gab es unter den etwa 20 bäuerlichen Wirtschaften vier von mittlerer Größe, welche über 44 bis 57 Hektar Grundbesitz verfügten.


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Der Zustrom zunächst von Evakuierten während der letzten Kriegsjahre, später von Flüchtlingen und Vertriebenen stellte auch für Wollenrade eine Herausforderung dar. Hatte das Dorf im Jahre 1936 171 Einwohner gehabt, so waren es Ende 1946 268. - Das entsprach einem Anstieg um fast 57 Prozent.

Wenn auch die Bodenreform vom Herbst 1945 in Wollenrade keine unmittelbaren Auswirkungen hatte, so machte doch die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft der 1950er Jahre auch vor dem kleinen Dorf nicht Halt. Im Frühjahr 1956 wurde die LPG "8. März" gegründet. Dies war bereits eine Genossenschaft vom Typ III, bei welchem neben dem Boden auch sämtliches lebende und tote landwirtschaftliche Inventar sowie Gebäude in Genossenschaftsbesitz bzw. -nutzung übergingen. Im sogen. „Sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 gründeten schließlich die verbliebenen Einzelbauern unter erheblichem politischem Druck die LPG „Ährenkranz“ vom Typ I - hier wurde zunächst nur der Boden gemeinschaftlich bewirtschaftet. Die beiden getrennt wirtschaftenden Genossenschaften schlossen sich 1969 der LPG in Flessau an, nachdem sie schon einige Jahre zuvor mit dieser sowie den Genossenschaften aus Rossau, Rönnebeck und Storbeck eine sogen. Kooperationsgemeinschaft gebildet hatten. Die 1970er und 1980er Jahre standen im Zeichen der Vertiefung und Ausweitung solcher Kooperationen. Die Flessauer Kooperation bewirtschaftete schließlich etwa 6.000 Hektar in 13 Dörfern. In Flessau selbst entstand Mitte der 1970er Jahre neben einer zentralen Kartoffellagerhalle eine Milchviehanlage für 2.020 Tiere, die ebenfalls von den Genossenschaften der Kooperation mit Futter versorgt werden mussten.

Auch in territorialpolitischer Hinsicht stand die Bildung größerer Strukturen auf dem Programm. Die bis dahin selbständige Gemeinde Wollenrade wurde am 30.06.1973 aufgelöst und nach Flessau eingemeindet. Die Wollenrader Kinder besuchten schon seit 1970 die dortige, 1969 neu erbaute Zentralschule. Das 1908/09 im Garten des früheren Wollenrader Guts errichtete Schulhaus wurde seitdem bis 1990 als Konsumverkaufsstelle genutzt. Heute ist es ein privates Wohnhaus.


Entwicklung seit 1989/90

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Bewohner von Wollenrade erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch, der Rückgang ist bis heute nicht gestoppt.

Dennoch ist Wollenrade auch heute ein lebenswertes Dorf. Hier existiert eine intakte und aktive Dorfgemeinschaft, in welcher vor allem die bereits 1910 gegründete Freiwillige Feuerwehr eine wichtige Rolle spielt. Im Zuge des Dorferneuerungsprogramms wurde aus einem Resthof ein attraktives Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrgerätehaus geschaffen. Auch die Kirche konnte zu Beginn unseres Jahrtausends äußerlich saniert werden. Seit der Wende gibt es wieder zwei private Landwirtschaftsbetriebe sowie einige Nebenerwerbslandwirte im Dorf.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.

Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt berät vor Ort

|   Presse

Digimobil hält am 16.01. & 13.02.2025 in Osterburg | August-Hilliges-Platz | Termin vereinbaren

Das Beratungsangebot der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e. V. (VZSA) wird um einen weiteren Baustein ergänzt – das neue Beratungsmobil wurde ausgeliefert. Sachsen-Anhalts Verbraucherschutzministerin Franziska Weidinger hat das Fahrzeug gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V., Marco Tullner, und dem Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V., Volkmar Hahn, in Dienst gestellt. Es wird als „Digimobil“ regelmäßig auf zentralen und gut erreichbaren Plätzen insbesondere in ländlichen Kommunen Halt machen und damit das bestehende Beratungsstellennetz der Verbraucherzentrale im Land erweitern.

Sachsen-Anhalts Verbraucherschutzministerin Franziska Weidinger: „Die Verbraucherzentrale kommt künftig dorthin, wo es keine festen Beratungsstellen gibt. Mit dem Digimobil wird die Verbraucherberatung in die Fläche getragen und der Verbraucherschutz in Sachsen-Anhalt verbessert. Im Beratungsmobil werden Verbraucherinnen und Verbraucher von einer Servicekraft begrüßt und dann per Videochat mit einer Fachberaterin oder einem Fachberater der Verbraucherzentrale verbunden sowie beraten, zum Beispiel zu Themen wie Energie, Finanzen, Digitales, Lebensmittel und Pflege. Ermöglicht wird das Projekt durch eine zusätzliche Förderung des Landes Sachsen-Anhalt.“

Für die Anschaffung und den Betrieb des Digimobils hat das Land Sachsen-Anhalt insgesamt 710.000 Euro bereitgestellt. Davon wurden rund 245.000 Euro für den Kauf und den Umbau des Fahrzeugs verwendet. Es handelt sich um einen Kleintransporter, der mit einem Beratungsplatz sowie Videokonferenztechnik ausgestattet wurde. Zudem ist Scan-Technik verbaut, damit Verbraucherinnen und Verbraucher mitgebrachte Dokumente sofort digitalisieren und den Beraterinnen und Beratern zur Verfügung stellen können.

Marco Tullner, Vorstandsvorsitzender der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V. (VZSA): „Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt erweitert mit dem Digimobil das Beratungsangebot. Wir kommen nun fast bis vor die Haustür der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere in ländlichen Regionen des Landes. Mit dem neuen Beratungsfahrzeug sind wir deutlich flexibler und können auch auf die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher eingehen. Zudem sind wir als Verbraucherzentrale mit dem neuen Digimobil nun auch auf besondere Situationen vorbereitet und insbesondere auch bei einer Pandemie arbeitsfähig.“

Volkmar Hahn, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e. V. (VZSA): „Das neue Digimobil ist für die Verbraucherzentrale ein wunderbares Weihnachtsgeschenk. Alle Ratsuchenden können nun mit ihren ja oft sehr umfangreichen Vertragsunterlagen einfach zur Videoberatung in das Mobil kommen. Eine Servicekraft hilft dort mit der Technik und durch eine Terminbuchung ist je nach Thema das direkte Gespräch mit unseren Spezialberaterinnen möglich.“

Das Digimobil wird ab dem 7. Januar in Sachsen-Anhalt touren. Die ersten Stationen sind Bernburg, Querfurt und Wernigerode. In der zweiten Januarwoche steht es in Genthin, Burg, Zerbst und Osterburg am 16. Januar 2025 auf dem August-Hilliges-Platz. Danach folgen Havelberg, Köthen, Jessen, Eisleben und Osterwieck sowie Haldensleben, Oschersleben und Weißenfels. Nach genau 28 Tagen beginnt der Tourenplan von vorn. Osterburg wird also am 13. Februar 2025 zum zweiten Mal angesteuert.

Anmeldungen für eine Beratung sind ab sofort telefonisch über das landesweite Servicetelefon unter 0345 29 27 800 oder direkt online über die Internetseite der Verbraucherzentrale möglich: https://www.verbraucherzentrale-sachsen-anhalt.de/beratung-st/terminvereinbarung Weitere Informationen erhalten Sie unter www.verbraucherzentrale-sachsen-anhalt.de.

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