Dobbrun

Der Ortsteil Dobbrun stellt sich vor:

Foto: Hansestadt Osterburg

Kirche in Dobbrun

Foto: Hansestadt Osterburg

Freiwillige Feuerwehr Dobbrun

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Straßenansicht von Dobbrun

Dobbrun liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Osterburg am westlichen Rand der Wische. Das langgestreckte Dorf wird heute vor allem durch kleinere Siedlungshäuser und Eigenheime geprägt, die während der DDR-Zeit und seit der Wende entstanden sind. Neben dem sogen. Gut sind nur noch wenige historische Bauernhöfe erhalten. Eindrucksvoll erhebt sich am südlichen Dorfeingang auf einer leichten Anhöhe die vierteilige romanische Kirche. Auf ihrer Südseite zeugen mehrere große Grabplatten aus Sandstein von dem einst im Dorf ansässigen stolzen „Bauernadel“. Für die Regionalgeschichte der Region ist das zweibändige Werk "Ueber die Altmark" des von 1791 bis zu seinem Tode in Dobbrun wirkenden Pfarrers und Schriftstellers Heinrich Christoph Steinhart (1762-1810) noch heute eine wertvolle Quelle.


Die Dorfkirche

Das Mauerwerk der Dobbruner Kirche besteht hauptsächlich aus größeren, zugearbeiteten Feldsteinen mit besonders großen Eckquadern. Der Feldsteinturm wurde vermutlich gegen Ende des 18. Jhdts. oberhalb der Schiffmauern in Backstein erneuert. Während das originale rundbogige Hauptportal auf der Nordseite des Schiffs später vermauert wurde, findet man auf der Südseite noch heute die romanische Priesterpforte. Dagegen sind fast alle Fensteröffnungen in der Barockzeit und teils nochmals im 19. Jhdt. erweitert oder aber vermauert worden. Im Kircheninnenraum beeindruckt vor allem der mittels einer massiven Holzkonstruktion in den Apsisbogen eingebaute, säulenflankierte Kanzelaltar mit seitlichen Durchgängen a. d. J. 1768.


Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Dobbrun ist der Struktur seiner Feldmark nach kein typisches Wischedorf, auch wenn es hinsichtlich seiner beträchtlichen Ausdehnung den niederländischen Dorfgründungen der Wische ähnelt. Dobbrun besitzt jedoch nicht die typischen Marschhufen. Auch der Dorfname und somit vermutlich auch die ersten Bewohner des Dorfs scheinen slawischen Ursprungs zu sein. Nach dem 1337 erstmals erwähnten Dorf benannte sich eine ritterliche Familie, welche schon etwas früher - i. J. 1305 - erstmals in Erscheinung trat. Zabel von Dobbrun war damals Mundschenk des Markgrafen Hermann, vier Jahre später wird er vom Markgrafen Waldemar als „unser Ritter“ bezeichnet. Auf die Existenz einer mittelalterlichen Burganlage weist außerdem eine Urkunde aus dem Jahre 1441 hin, in welcher Kurfürst Friedrich die von Eyckendorf u. a. mit dem Hofe, Dorfe und Burglehn zu Dobbrun belehnte, nachdem diese die Besitzungen von der altmärkischen Familie von Schönberg erworben hatten. In einer zehn Jahre später (1551) ausgestellten Urkunde wird Heinrich von Eickendorp zu Dobbrun als Zeuge genannt. Die Familie war also damals auf dem Rittersitz in Dobbrun ansässig. Gleichzeitig hatten im 15. Jhdt. eine Reihe anderer adliger Geschlechter Besitzungen bzw. feudale Berechtigungen in Dobbrun - eine allgemein übliche Praxis. Spätestens gegen Ende des 15. Jhdts. gehörte ein bedeutender Teil dieser Besitzungen bereits der Familie von Bartensleben, welche damals auch bereits das Kirchenpatronat Inne hatte. Von ihr gingen Besitz und Patronat im 18. Jhdt. an die Familie von der Schulenburg auf Wolfsburg über, welche in Messdorf eine Vogtei zur Verwaltung ihrer ostaltmärkischen Besitzungen hatte. Um 1800 wird außer der Familie von der Schulenburg auch die Familie von Kahlden auf Iden als „Besitzer“ von Dobbrun genannt. Diese Familie hatte das Gut Iden im 18. Jhdt. durch Heirat von der Familie von Kannenberg erlangt, welche bereits um die Mitte des 15. Jhdts. Besitz u. a. in Dobbrun hatte. Ein Rittergut in Dobbrun existierte bereits um 1800 nicht mehr. Wann es in einen oder mehrere bäuerliche Höfe umgewandelt worden war, ist bisher nicht bekannt.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Zu Beginn des 19. Jhdts., als der Pfarrer und Schriftstellers Heinrich Christoph Steinhart (1762-1810) in Dobbrun wirkte, lebten im Dorf 133 Menschen. Die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es einen Freihof und je fünf Ganzbauern- und Kossatenhöfe, außerdem vier sogen. Einliegerhaushalte, welche zur Miete wohnten. Die feudalen Berechtigungen, welche in Dobbrun noch um 1820 neben den Familien von der Schulenburg und von Kahlden auch denen von Jagow und von Stülpnagel sowie dem Magistrat von Seehausen zustanden, wurden im Rahmen der preußischen Reformen der ersten Hälfte des 19. Jhdts. von den Hofbesitzern abgelöst.

Der für das 19. Jhdt. typische Bevölkerungszuwachs und Siedlungsausbau erfasste Dobbrun kaum. Bis 1840 hatte sich die Zahl der Kossatenhöfe um zwei erhöht, auch die der Einliegerhaushalte war auf zehn gewachsen, die Einwohnerzahl hatte sich jedoch sogar verringert. Auch in den folgenden Jahrzehnten fiel das Bevölkerungswachstum in Dobbrun eher verhalten aus.  Bereits Mitte der 1860er Jahre wurde mit 163 der Höchststand erreicht. In den folgenden 50 Jahren lag die Einwohnerzahl jeweils knapp darunter, erst in den 1920er Jahren gab es einen größeren Anstieg der Einwohnerzahl von 160 (1912) auf 203 (1925), welcher jedoch nur von kurzer Dauer war (1936: 165). Eine für die Wische typische Entwicklung des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhdts. hatte auch Dobbrun erfasst: Die meisten Bauern- und Kossatenhöfe von Dobbrun erlebten in dieser Zeit mehrfache Besitzwechsel und gelangten teils sogar in die Hände auswärtiger „Investoren“. So wechselte der bis 1854 in Familienbesitz befindliche Ackerhof Nr. 1 bis 1919 allein achtmal den Besitzer.  1919 wurde er von einem Landwirt aus der Börde erworben, welcher für den neuen Besitz einen Verwalter einsetzte. Der Ackerhof Nr. 2 wurde 1918 von einem Viehhändler gekauft, der Ackerhof Nr. 3 verzeichnete zwischen 1879 und 1917 vier Besitzwechsel. Auch die Kossatenhöfe 4 und 5 erlebten im 19. und zu Beginn des 20. Jhdts. jeweils zwei außerfamiliäre Besitzwechsel. Lediglich auf dem Hof der Familie Schluß herrschte Kontinuität. Ihr gelang es sogar, den Besitz erheblich auszuweiten, indem drei weitere Höfe dazu geschlagen wurden. Daher wurde der Hof, welcher um 1920 einschließlich eines Anteils in der Gemarkung Polkern 338 Hektar umfasste, auch allgemein als Gut bezeichnet. Auf der Basis eines hohen Grünlandanteils war hier eine bedeutende Rinderzucht (1913: 120 Tiere) aufgebaut worden, außerdem eine für die damalige Zeit im Vergleich umfangreiche Schweine- (100) sowie Schafhaltung (150).


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Der Zweite Weltkrieg, seine unmittelbaren Folgen und die politischen Umwälzungen der Nachkriegsjahre bedeuteten auch für Dobbrun einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung des Dorfes. Zunächst galt es wie allerorts, Evakuierte, Kriegsflüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten und dem Sudetenland unterzubringen. Dadurch stieg die Einwohnerzahl von 165 (1936) auf 263 im Oktober 1946, d. h. um fast 60 Prozent.

Im Zuge der Bodenreform vom Herbst 1945 wurden das Gut von Walter Schluß, welches in Dobbrun knapp 315 Hektar umfasste, und zwei weitere große Bauernhöfe von knapp 140 bzw. 115 Hektar enteignet. Das Gut wurde als bedeutender Rinderzuchtbetrieb von der Aufsiedlung ausgenommen und als Volkseigenes Gut (VEG) weitergeführt. Aus dem Grundbesitz der beiden anderen Höfe wurden 15 Voll- und zwei Kleinsiedlerstellen geschaffen, so dass sich auch das Dorfbild von Dobbrun erheblich veränderte.

Die 1950er Jahre standen ganz im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Nachdem eine im Frühjahr 1953 gegründete Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ I nur wenige Monate existiert hatte, wurde im Frühjahr 1954 die LPG „1. Mai“ gegründet. Dies war eine Genossenschaft vom Typ III, bei welchem auch die Gebäude sowie das gesamte lebende und tote landwirtschaftliche Inventar eingebracht werden mussten. Unter erheblichem politischem Duck wurde schließlich auch in Dobbrun während des sogen. „Sozialistischen Frühlings“ des Jahres 1960 die Kollektivierung abgeschlossen, indem eine weitere LPG mit dem Namen „Leuchtende Zukunft“ vom Typ I gegründet wurde. Die Bauern wählten also das kleinstmögliche Übel, denn bei diesem Typ wurde zunächst nur der Boden gemeinschaftlich bewirtschaftet. Doch schon bald mussten sie sich der LPG vom Typ III anschließen. Die züchterische Bedeutung des Guts ging aufgrund häufiger Umstrukturierungen und Leitungswechsel immer mehr zurück und schließlich wurde das VEG Dobbrun1967 gemeinsam mit dem erst kurz zuvor angegliederten Gut Meseberg dem VEG Esack unterstellt. In den 1970er Jahren gehörte Dobbrun einschließlich des inzwischen dem VEG Lichterfelde angeschlossenen Guts zur Kooperation Osterburg. Ende der 1980er Jahre bewirtschafte diese 6.335 Hektar.


Entwicklung seit der politischen Wende von 1989/90

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Einwohner von Dobbrun erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren und weiteren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch (1990: 189; 2010: 121). 1993 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde nach Osterburg eingemeindet. Mit seiner Lage abseits des Durchgangsverkehrs, aber nahe bei Osterburg, ist Dobbrun aber auch heute ein attraktiver Ort zum Leben, wie etliche neu errichtete oder umgebaute und sanierte Wohnhäuser zeigen.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.

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