Zedau

Der Ortsteil Zedau stellt sich vor:

Foto: Ralf Engelkamp

Dorfansicht von Zedau

Foto: Hansestadt Osterburg

Freiwillige Feuerwehr Zedau

Foto: Hansestadt Osterburg

Kirche in Zedau

Zedau liegt etwa zwei Kilometer westlich von Osterburg am Südufer der Biese. Im Norden, Westen und Osten ist das kleine Straßendorf (31.12.2023: 78 Einw.) von Wiesen und Wäldchen und im Süden von Feldern umgeben. Vom westlichen Dorfausgang gelangt man auf einem schönen Fahrweg zum nur etwa 500 Meter entfernten Gartenträume-Park in Krumke. Aber auch in Zedau selbst gibt es einiges zu entdecken - z. B. die Dorfkirche mit ihrer neogotischen Ausstattung oder historische Fachwerkgebäude mit interessanten Inschriften, deren älteste aus dem Jahre 1735 stammt.


Die Dorfkirche

Schon von Weitem beeindruckt der massive Turm der Zedauer Dorfkirche, der manch einen wohl eher an einen Bergfried als an eine Kirche erinnert. Während das mittelalterliche Turmuntergeschoss bis auf das neugotische Portal noch aus der Erbauungszeit der Kirche stammt, wurden die Obergeschosse vermutlich im 16. Jhdt. in Backstein erneuert. Ansonsten ist die Kirche heute vor allem durch einen 1887 erfolgten umfassenden Umbau im neogotischen Stil geprägt, so dass ihr bauzeitlicher Grundriss kaum noch rekonstruierbar ist. Bei diesem Umbau wurde auch die Inneneinrichtung im neugotischen Stil erneuert. Zusammen mit den größtenteils erhaltenen Glasmalereien jener Zeit vermittelt der Kirchenraum noch heute einen zeittypischen Eindruck.


Vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jhdts.

Zedau hat insofern eine ganz eigene Geschichte, als dass es spätestens seit der zweiten Hälfte des 14. Jhdts. der Parochialkirche in Osterburg gehörte, welche alle damit verbundenen Rechte wie die Patrimonialgerichtsbarkeit und die Erhebung sämtlicher Abgaben bis 1848 ausübte. Allerdings kamen die Einnahmen aus Zedau im Mittelalter dem Kloster Krevese zugute, welches seit 1346 (Verleihung durch den Markgrafen) bzw. 1366 (formelle Inkorporation durch den Papst) das Patronatsrecht über die Osterburger Pfarre ausübte.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Um 1800 lebten in Zedau 163 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es sechs Ganz- und zwei Halbbauernhöfe, zwölf Kossatenhöfe und vier zur Miete wohnende sogen. Einliegerhaushalte. In der ersten Hälfte des 19. Jhdts. erfolgte dann wie in allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Zedau die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten im Zusammenspiel mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdts. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. allgemein zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum.

Diese Entwicklung lässt sich auch in Zedau beobachten. Während die Zahl der Bauern- und Kossatenhöfe gleichblieb, verdreifachte sich die Zahl der Einlieger bereits in den ersten vier Jahrzehnten des 19. Jhdts. Sowohl der Siedlungsausbau als auch der Anstieg der Einwohnerzahlen waren allerdings in Zedau nicht so ausgeprägt wie in vielen Nachbargemeinden. Um die Mitte des 19. Jhdts. waren westlich von Zedau zwei größere Höfe inmitten der Feldmark angelegt worden. Der westliche von beiden erhielt den Namen Billerbeck, welcher später auch für den anderen mitverwendet wurde.  Außerdem entstand an der heutigen Straße nach Schliecksdorf ein kleines Anwesen. Die Einwohnerzahl von Zedau erreichte bereits um die Mitte der 1860er Jahre mit 195 ihren Höhepunkt - eine Steigerung um nur knapp 20 Prozent gegenüber dem Anfang des Jahrhunderts. In den folgenden Jahrzehnten verlor Zedau kontinuierlich Einwohner - schon 1895, als die meisten Dörfer der Gegend noch wuchsen, wurde der Wert des Jahres 1800 wieder unterschritten, 1936 waren es noch 135. Bis 1945 war das Dorf durch ein neben einander von größeren, mittleren und kleinen bäuerlichen Anwesen geprägt, viele der Einwohner übten die Landwirtschaft bereits nur noch im Nebenerwerb aus.


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Die Nachkriegszeit brachte auch für Zedau erhebliche Veränderungen mit sich. Während die im Herbst 1945 eingeleitete Bodenreform im Dorf Auswirkungen hatte, stellte die Unterbringung und Versorgung zunächst der Evakuierten und später der zahlreichen Kriegsflüchtlinge und Vertriebenen für das kleine Dorf eine große Herausforderung dar. Im Oktober 1946 lebten in Zedau 211 Menschen - gegenüber 1936 war dies ein Anstieg der Einwohnerzahl um weit mehr als die Hälfte.

Die 1950er Jahre standen im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Lange wehrten sich die Zedauer gegen diese Entwicklung. Erst sehr spät - im Sommer 1958 - wurde die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft mit den Namen „Völkerfreundschaft“ gegründet.  Dies war eine Genossenschaft vom Typ III, in welche nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Gebäude sowie das lebende und tote landwirtschaftliche Inventar eingebracht wurden. Unter erheblichem politischem Druck gründeten die verbliebenen größeren Einzelbauern im sogen. „Sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 schließlich die LPG „Vorwärts“. Mit dem Typ I wählten sie dabei das kleinstmögliche „Übel“, denn bei diesem Typ wurde nur der Boden gemeinsam bewirtschaftet.

Die zweite Hälfte der 1960er Jahre war in der Landwirtschaft durch die Bildung von Kooperationsgemeinschaften gekennzeichnet. Die Kooperationen wurden in den folgenden Jahrzehnten ausgebaut und vertieft, die einzelnen Genossenschaften spezialisierten sich in deren Rahmen auf Tier- oder Pflanzenproduktion. In einer solchen Kooperation waren auch die beiden Zedauer Genossenschaften mit jenen von Krevese, Dequede, Röthenberg, Polkern, Krumke und Stapel vereint. Im Rahmen dieser Kooperation wurde 1968/72 in Zedau eine Mastanlage für 5.000 Schweine errichtet, welche zu einem der Produktionstandorte der Zwischenbetrieblichen Einrichtung (ZBE) Schweineproduktion Ballerstedt wurde. Insgesamt wurden in der ZBE ca. 25.000 Schweine gehalten. Auch territorialpolitisch ging der Trend hin zur Schaffung größerer Einheiten, die bis dahin selbständige Gemeinde Zedau wurde Ende 1968 aufgelöst und nach Krumke eingemeindet. Nur wenige Jahre später - Anfang 1974 - wurde auch die Gemeinde Krumke in die Stadt Osterburg integriert.


Entwicklung seit der politischen Wende von 1989/90

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Zedauer erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren und weiteren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch.

Nachdem 2012 mit 89 Einwohnern der Tiefpunkt erreicht war, hat sich der Trend jedoch umgekehrt. Dass Zedau auch heute ein gefragter Ort zum Leben ist, beweist u. a. die Errichtung einer Reihe von Eigenheimen im südlichen Bereich des Dorfs. Für die Attraktivität des Dörfchens ist neben der idyllischen Lage im Biesetal und nahe des Krumker Parks vor allem die Nähe zur ehemaligen Kreisstadt Osterburg und die gute verkehrstechnische Anbindung über die B 189 ausschlaggebend. Die Landwirtschaft ist heute in Zedau in Gestalt der weiterhin existierenden Schweinemastanlage präsent, während die meisten Flächen verpachtet sind.  Zwar war die Schweineproduktion im Kreis Osterburg nach der Wende innerhalb weniger Jahre auf etwa ein Drittel der früheren Kapazität gesungen, der in Ballerstedt aus der ehemaligen LPG Schweineproduktion entstandenen Agrargenossenschaft Ballerstedt e. G. gelang es jedoch, sich am Markt zu behaupten, indem u. a. die reduzierte Schweineproduktion auf die Standorte Storbeck, Rossau und Zedau konzentriert wurde. Auf gewerblichem Gebiet ist in Zedau neben mehreren Kleinunternehmen vor allem ein Baubetrieb zu nennen, welcher etliche Arbeitsplätze bietet.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015 - 2017 erstellt.

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