Walsleben liegt etwa acht Kilometer südöstlich von Osterburg am Rande der Wischeniederung und am Flüsschen Uchte, welches bei Osterburg in die Biese mündet. Dennoch ist Walsleben kein typisches Wischedorf, besteht doch die Feldmark zu 60 Prozent aus leichteren Böden. Und auch hinsichtlich seiner historischen Siedlungsstruktur ist das Dorf eher mit den Straßendörfern der angrenzenden Höhe vergleichbar. - Das heutige Ortsbild, welches an eine Art Haufendorf erinnert, entstand erst seit dem 19. Jhdt. In der abseits des Durchgangsverkehrs gelegenen Alten Dorfstraße mit ihrer kleinteiligen Bebauung lässt sich dagegen der einstige Charakter des Ortes noch gut erkennen. Seit 2009 Juli Teil ist Walsleben Teil der Einheitsgemeinde Osterburg und eines ihrer größten Dörfer.
Walsleben ist einer der am frühesten historisch belegten Orte der Altmark. Der etwa 40 Jahre später entstandenen „Geschichte der Sachsen“ des Widukind von Corvey zufolge sollen die aufständischen Slawen unter Führung der havelländischen Redarier im Jahre 929 die Burg „wallislevu“ überfallen und die Insassen teils niedergemetzelt, teils gefangen genommen haben. An einer Furt durch die Uchte gelegen, gehörte die Burg Walsleben damals zu jenem Burgensystem, welches die deutschen Gebiete gegen die slawischen Siedlungsgebiete im Osten sicherte. In seiner zu Beginn des 11. Jhdts. verfassten Chronik berichtet Thietmar von Merseburg davon, dass die Burg anschließend wiederaufgebaut worden sei. Diese Burg, welche wie andere zeitgenössische Anlagen in der Gegend eine Holz-Erde-Konstruktion gewesen sein muss, wird in der Fachliteratur auf dem Gelände des früheren Guts lokalisiert. Archäologische Grabungen erfolgten bisher nicht.
Ab dem Jahre 1230 ist eine ritterliche Familie „von Walsleben“ nachweisbar, welche jedoch im Zuge der deutschen Ostexpansion frühzeitig nach Ostelbien auswanderte. Bereits für ihre ersten bekannten Mitglieder ist es daher nicht ganz sicher, ob sie noch dem altmärkischen Familienzweig angehörten und ob dieser damals noch auf seinem Stammsitz - Walsleben - ansässig war. Dem Wappen dieser Familie entstammen die drei Jagdhörner in dem der damals noch selbständigen Gemeinde Walsleben im Jahre 2000 verliehenen Ortswappen. Um 1375 und bis zum Ende des 16. Jhdts. war der Walslebener Rittersitz in den Händen der Familie von Lüderitz. 1598 gelangte er durch einen sogen. „wiederkäuflichen Verkauf“ an die Familie von der Schulenburg, welche das Gut bis 1778 Inne hatte. Nach dem Tod des letzten auf Walsleben ansässigen, allerdings kinderlos verstorbenen Vertreters dieser Familie fiel das Gut im Rahmen eines Vergleichs an dessen Neffen, Friedrich Werner von Podewils - Gesandter in Wien, später Oberhofmarschall in Berlin.
Über weitere Erbschaften gelangte es an die Familien von Berg bzw. von Voß, bis es schließlich 1846 an Eduard von Jagow auf Calberwisch verkauft wurde. Die Familie von Jagow wiederum verkaufte es 1869 an Adolfine von Rohr (1815-1901) auf Hohenwulsch. Diese siedelte 1873 nach Walsleben über, nachdem sie zuvor auf der westlichen Seite des Gutshofes ein neues Schloss erbauen lassen hatte. Das alte, der Überlieferung zufolge 1556 errichtete Schloss, welches noch in der ersten Hälfte des 18. Jhdts. von einem Burggraben mit Zugbrücken umgeben gewesen war, war bereits 1866 abgebrochen worden. Unter der Regie der Frau von Rohr wurden auch ein ausgedehnter Park sowie Alleen angelegt. Heute sind vom früheren Gut neben Teilen des Parks nur noch das ehemalige Verwalterhaus und die 1997 freigelegten Fundamente des Eiskellers vorhanden. Das Schloss wurde - wie zuvor schon die anderen Gutsgebäude - 1948 zur Gewinnung von Baumaterial für Siedlerstellen abgebrochen. An die ehemaligen Gutsbesitzer erinnern ein in der Dorfkirche befindlicher Grabstein des Hans von der Schulenburg (1611), ein Armlehnstuhl von 1878 mit dem Namenszug „A. v. Rohr, geb. von Kessel“ sowie die Chorfenster, der marmorne Altar und das zugehörige ehemalige Altarbild, welche 1885 teils von Konstantin Graf Zedlitz-Trützschler auf Schwentnig, dem Schwiegersohn der Adolfine von Rohr, teils von ihr selbst gestiftet wurden.
Nachdem Burg und Gut heute im Ortsbild nicht mehr präsent sind, ist die an der Alten Dorfstraße belegene Dorfkirche der letzte bauliche Zeuge der mittelalterlichen Geschichte des Dorfs. Bei mehrfachen grundlegenden Wiederherstellungen sind die originalen Fensteröffnungen überformt worden und lediglich auf der Südseite des Schiffs findet sich noch ein originales, allerdings vermauertes Portal. Stattdessen bietet die Kirche eine äußerst interessante Ausstattung. Neben einem in der Region eher selten erhaltenen Sakramentshaus aus dem 14. Jhdt. ist das ebenfalls der Gotik entstammende Chorgestühl besonders beachtenswert und gibt gleichzeitig Rätsel auf, beweist es doch, dass zumindest zeitweise mehrere Geistliche zugleich an der Kirche ihren Dienst verrichteten. Von den ursprünglich zehn Plätzen sind acht erhalten. Aus der Spätrenaissance stammen die Kanzel (1599) und ein Tafelbild, welches Jesus mit der Weltkugel zeigt, aus der Zeit einer umfangreichen Wiederherstellung nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges ein qualitätsvolles barockes Kruzifix (1699) und ein Taufengel (1705). Auf die umfangreiche Renovierung der Kirche unter der Patronin Adolfine von Rohr im Jahre 1885 verweisen die bereits genannten Chorfenster mit Glasmalereien aus dem Institut für Glasmalerei Charlottenburg, der marmorne Altar sowie das großformatige ehemalige Altarbild des Historienmalers Paul Händler (1833-1903).
Ursprünglich hat es auch ein Dorf Klein Walsleben auf dem westlichen Uchteufer gegeben. Vermutlich war es anfangs - wie in der Gegend üblich - von den bei der deutschen Kolonisation im Lande verbliebenen Slawen bewohnt. Dieses Dorf wird im Landbuch Kaiser Karls IV. a. d. J. 1375 erwähnt. Das Dorf Groß Walsleben auf dem östlichen Uchteufer dagegen gehörte damals nicht zu jenen Teilen der Altmark, aus welchen der Kaiser Steuern bezog und taucht dementsprechend nicht im Landbuch auf. Dass es zeitgleich auf dem anderen Uchteufer existierte, beweist aber u. a. die Erwähnung des Gherke von Lüderitz auf dem Rittersitz in Walsleben sowie des Walslebener Pfarrers, beiden standen damals ebenfalls Einkünfte aus Klein Walsleben zu. Die Haupteinkünfte aus Klein Walsleben hatten allerdings die Familie von Bartensleben und das Kloster Krevese. In einer Urkunde von 1420 wird Gherd von Lüderitz neben dem Rittersitz in Walsleben mit Besitzungen in Groß und Klein Walsleben belehnt. In einer anderen Urkunde a. d. J. 1453 taucht nochmals „Grotenwalsleue“ auf. Spätere Urkunden nennen das Dorf ohne Namenszusatz, so dass wohl davon auszugehen ist, dass Klein Walsleben wenig später aufgegeben worden ist, die genaueren Umstände sind nicht bekannt.
Um 1800 lebten in Walsleben 212 Menschen, es zählte damit schon damals zu den größeren Dörfern der Gegend. Die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen, auch wenn die Zusammensetzung der Hofbesitzer eher untypisch war. So gab es nur zwei Halbbauern-, aber 13 Kossatenhöfe und bereits acht Büdner- und neun Einliegerhaushalte. Büdner hatten keinen nennenswerten Grundbesitz, Einlieger gar keinen - sie mussten zur Miete wohnen. Der bäuerliche Besitz war damit in Walsleben unterdurchschnittlich ausgeprägt. Dies ist zugleich ein Indiz für eine bereits damals recht starke Stellung des Gutsbetriebs im Dorf, wobei das Gut allerdings schon seit der Mitte des 18. Jhdts. nicht von den Besitzern selbst geführt wurde, sondern bis 1846 verpachtet war.
Nachdem ein bereits i. J. 1830 geplanter Verkauf des Guts an die Hofbesitzer im Dorf nicht zustande gekommen war, erfolgte in den 1830er Jahren wie fast allerorts auch in Walsleben die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten im Zusammenspiel mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdts. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. Diese Entwicklungen lassen sich auch in Walsleben feststellen. Bereits in den ersten 40 Jahren des 19. Jhdts. erlebte das Dorf einen Bevölkerungszuwachs um gut 55 Prozent. Um 1850 wurde die Marke von 400 Einwohnern erreicht und zum Ende des Jahrhunderts (1895) lebten in Walsleben 533 Menschen - die Einwohnerzahl hatte sich in knapp hundert Jahren weit mehr als verdoppelt - eine Entwicklung, die in diesem Ausmaß in der Gegend eher ungewöhnlich war.
Dafür waren verschiedene Gründe ausschlaggebend. Zunächst sorgte die Dominanz des Guts für einen hohen Arbeitskräftebedarf, konnte doch der Gutsbetrieb nach den preußischen Reformen nicht mehr wie zuvor zu einem großen Teil durch die Dienste der Dorfbewohner abgesichert werden. Seit dem Erwerb durch die Familie von Jagow i. J. 1846 wurde das Gut wieder in Eigenregie bewirtschaftet. Hatten zur Zeit der Separation etwa 57 Prozent aller Flächen zum Gut gehört, so waren es dreißig Jahre später - Mitte der 1860er Jahre - bereits 62 Prozent. 1864 lebten von den 403 Einwohnern des Orts allein 60, also knapp 15 Prozent, im eigentlichen Gutsbezirk. 1885 waren es bereits knapp 18 Prozent der nunmehr 470 Einwohner. Damals gab es im Gutsbezirk neun Wohnhgebäude. Um 1912, als die Einwohnerzahl von Walsleben mit 625 ihren Höhepunkt innerhalb der ersten Hälfte des 20. Jhdts. erreichte, lebten sogar 18,6 Prozent der Walslebener auf dem Gut.
Bereits bis 1840 hatte sich die Zahl der Häusler und Einlieger auf 14 bzw. 19 bedeutend erhöht, denn in den 1820er und 1830er Jahren waren im Bereich südlich der eigentlichen Dorfanlage (heute: Alte Dorfstraße), vor allem an der heutigen Durchgangsstraße eine Reihe von neuen, kleinen Grundstücken entstanden und in den folgenden Jahrzehnten nahm der Ausbau des Orts durch fortgesetzte Schaffung solcher sogen. Grundsitzerstellen weiter zu. Hatte es 1840 in ganz Walsleben (Dorf und Gut) 36 Wohngebäude gegeben, so waren es 1871 im Dorf selbst bereits 61 und 1895 78. Der Bauboom des ausgehenden 19. Jhdts. führte auch in Walsleben zur Gründung einer Ziegelei. Gegen Ende des Jahrhunderts sorgte der Bau einer Privatbahn, mit welcher die Freise’schen Güter Iden und Rohrbeck zunächst 1886 in Goldbeck an die Bahnstrecke Magdeburg-Wittenberge angeschlossen wurden und schließlich 1898 auch Zugang zum Elbhafen in Werben erhielten, für einen weiteren Aufschwung des Dorfs, war doch Walsleben eine Station an dieser Strecke. An der Bahn entstand zwar kein Bahnhofsgebäude, aber ein Gasthof (1887). Durch den Bau der Zuckerfabrik in Goldbeck ab 1889 wuchs die Bedeutung der Anschlussbahn weiter, sie war bis 1971 in Betrieb. Von der im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. deutlich gewachsenen Einwohnerzahl Walslebens zeugten u. a. der Neubau eines Schulgebäudes i. J. 1899 und dessen großzügige Erweiterung 1906, die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr (1889) - der ersten im Kreis Osterburg, eines Arbeiter- und Handwerkervereins (1910), zweier Sportvereine (Turnverein 1919, Fußballverein 1921), eines gemischten Chors (1922) sowie eines Schützenvereins (vor 1931).
Das Gut gelangte zu Beginn des 20. Jhdts. erstmals an bürgerliche Besitzer - den Rentier Fuhrmann aus Thale, später dessen Witwe und ab 1926 an die früheren Pächter Schulte-Karring. In dieser Zeit umfasste der Gutsbetrieb, zu welchem damals auch das Vorwerk „Schäferei Klein-Walsleben“ und ein Meierhof gehörten, 491 Hektar. Davon waren 339 Hektar Ackerland. Hinsichtlich der Viehhaltung wurden die Schafzucht (365 Tiere) und die Rinderhaltung (131, davon 44 Kühe) in größerem Umfang betrieben (Stand 1913), wobei die Schafzucht zugunsten der Rinderhaltung bereits bedeutend eingeschränkt worden war. Insbesondere die Milchviehhaltung des Guts begünstigte den Bau einer Molkerei, welche allerdings zeitweise geschlossen werden musste, als das Gut seine Milch anderweitig vermarktete.
Neben dem Gut gab es in Walsleben vor 1945 etwa 17 bäuerliche Wirtschaften, davon 16 mit einem Besitz von bis zu 20 Hektar. Daneben existierten verschiedene kleinere Betriebe des produzierenden Land- sowie des Lebensmittelhandwerks, außerdem ein Sägewerk mit Baugeschäft. In diesen Betrieben, aber auch in der Zuckerfabrik Goldbeck verdienten die meisten Walslebener Nichtlandwirte ihren Lebensunterhalt, wobei oft noch etwas Garten und Ackerland im Nebenerwerb bewirtschaftet und in geringem Umfang Schweine, Ziegen und Geflügel gehalten wurden.
Die schwierige Wirtschaftslage der ausgehenden 1920er und beginnenden 1930er Jahre erfasste auch die Altmark und mit ihr die Dörfer und Güter Walsleben und Calberwisch. Beide Güter mussten 1932 das „Sicherungsverfahren der Osthilfe in Anspruch“ nehmen. In dieser Zeit fiel die zunehmende nationalsozialistische Propaganda auch in Walsleben teils auf fruchtbaren Boden. Bereits 1931 notierte der damalige Pfarrer Kausch in seiner fortlaufend geführten Chronik: „Zu erwähnen ist noch in unserem Dorf das Anschwellen der nationalen, speziell der nationalsozialistischen, Bewegung, die sich hier in gesunden Bahnen hält.“ Bei der Reichspräsidentenwahl im Frühjahr 1932 stimmten im 1. Wahlgang fast 39 % der Walslebener Wähler für Hitler, im 2. Wahlgang sogar mehr als 42 %. Bei den kurz darauffolgenden Wahlen zum preußischen Landtag im April 1932 erhielt die NSDAP in Walsleben knapp 50 % aller Stimmen, in der Reichstagswahl vom November 1932 fast 42 %. 1933 hieß es in der Pfarrchronik: „Das deutsche Volk und mit ihm unsere Gemeinde Walsleben erlebte in diesem Jahr eine wunderbare nationale Erhebung, die bei uns besonders an dem Maifeiertag und an der Feier des Erntedankfestes am 15. Oktober zum Ausdruck kam …“ U. a. durch verschiedene sozialpolitische Maßnahmen stärkte das nationalsozialistische Regime seinen Rückhalt in der Bevölkerung. In Walsleben wurden 1933 im Rahmen der NS-Siedlungsbewegung eine Siedlerstelle von knapp 20 ha geschaffen und 1935 ein Kleinkindergarten sowie 1937 ein Erntekindergarten eingerichtet. Nachdem in den ersten Kriegsjahren „nur“ ein Walslebener sein Leben für „Führer, Volk und Vaterland“ verloren hatte, hatte die Gemeinde ab 1941 immer mehr Trauergottesdienste abzuhalten. Ab 1944 schließlich mussten zahlreiche ausgebombte Großstädter - in Walsleben und Umgebung waren es Menschen aus Duisburg - aufgenommen werden. Im April 1945 schließlich beendete der Einzug amerikanischer Truppen die nationalsozialistische Herrschaft und zum 1. Juli ging die Besatzungshoheit an die Rote Armee über.
Die politischen Umwälzungen der Nachkriegsjahre bedeuteten auch für Walsleben einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung des Dorfes. Zunächst galt es wie allerorts, Kriegsflüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten und dem Sudetenland unterzubringen. Dadurch stieg die Einwohnerzahl von 556 (1936) auf 688 im Oktober 1946. Die meisten von ihnen- etwa 70 bis 80 Personen - wurden, nachdem die sowjetischen Truppen das Dorf im Mai 1946 verlassen hatten, im Schloss untergebracht, welches im Rahmen der Bodenreform enteignet worden war. Neben dem Gut, welches seit 1926 Johanna Karring-Schulte gehört hatte und 1945 ca. 392 Hektar umfasste, war im Zuge der Bodenreform vom Herbst 1945 auch die kleine Wirtschaft (6,1 ha) des Stellmachers und Kartoffelgroßhändlers Schunk, eines sogen. „aktiven Nationalsozialisten“, enteignet worden. Aus dem Bodenfonds wurden zunächst 28 Voll- und 66 Kleinsiedlerstellen geschaffen. 17 der Neubauernfamilien lebten zunächst im Schloss. In der sogen. „Neuen Welt“ entstanden neue Siedlerhäuser.
Zur Beschaffung von Baumaterial wurde mit dem Abbruch der Gutsgebäude begonnen, welchem 1948 schließlich auf Anweisung der Kreisbehörden auch das Schloss selbst zum Opfer fiel. Dabei wurde auch das Begräbnis der früheren Gutsbesitzerin Karring zerstört, ihr Sarg wurde nun in der Kirche beigesetzt. Mit Ausnahme des ehemaligen Verwalterhauses, welches heute eine Intensivwohngruppe des Sozialtherapeutischen Zentrums Gut Priemern gGmbH beherbergt, und der 1997 freigelegten Fundamente des ehemaligen Eiskellers erinnert heute nichts mehr an den einstigen großen Gutskomplex.
Die 1950er Jahre standen ganz im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Bereits im August 1952 wurde in Walsleben die Genossenschaft „Goldener Morgen“ gegründet. Unter erheblichem politischem Duck wurde schließlich während des sogen. „Sozialistischen Frühlings“ 1960 auch in Walsleben die Kollektivierung des Dorfes abgeschlossen, indem durch die bis dahin noch verbliebenen 13 privatwirtschaftlichen Betriebe eine weitere LPG vom Typ I (gemeinsame Bodenbewirtschaftung) gegründet wurde. Die zweite Hälfte der 1960er und die erste Hälfte der 1970er Jahre standen im Zeichen der Bildung von Kooperationen in der Landwirtschaft. - Zum Januar 1972 wurden auch die inzwischen vereinten Genossenschaften „Wische der Zukunft“ Calberwisch / Düsedau und „Goldener Morgen“ Walsleben / Uchtenhagen zu einer solchen Kooperation vereint, welche nun insgesamt 2.200 Hektar bewirtschaftete. In den 1980er Jahren gehörte Walsleben zur Kooperation Osterburg, welche in mehreren Orten insgesamt 6.335 Hektar bestellte.
Auch auf dem Gebiet der Viehwirtschaft wurde seit Beginn der 1970er Jahre verstärkt mit benachbarten Genossenschaften kooperiert. Bereits Ende der 1950er / Anfang der 1960er Jahre waren in Walsleben neue Stallanlagen für die Schweine- und Rinderhaltung entstanden. Mitte der 1970er Jahre erfolgte im Rahmen einer Kooperation der Umbau einer Halle in Walsleben für die Aufzucht von 800 Ferkeln. Ende der 1980er Jahre waren in Walsleben Einrichtungen der Genossenschaften LPG (P) Osterburg, LPG (T) Düsedau und LPG (T) Erxleben, außerdem der ZBO Sägewerk sowie des Forstwirtschaftsbetriebs Salzwedel vorhanden. Auch territorialpolitisch stand die Schaffung größerer Einheiten auf dem Programm. Bereits 1950 war Uchtenhagen nach Walsleben eingemeindet worden. 1964 hatte die Gemeinde Walsleben 637 Einwohner, 1971 sogar 671.
Mit dem Anstieg der Einwohnerzahl erfolgte auch ein gewisser Ausbau des Dorfs:
1966 entstand ein Wohnblock mit 24 Wohneinheiten, 1975 begann der Bau von Eigenheimen. 1977 erhielt das Dorf eine moderne Konsum-Kaufhalle. Von den ausgehenden 1950er Jahren bis in die 1980er Jahre wurden mehrere Straßenbaumaßnahmen umgesetzt, die zu einer erheblichen Verbesserung der Situation im Dorf beitrugen. Bereits 1946 war ein Saisonkindergarten eingerichtet worden, welcher sich in den folgenden Jahren zu einer ganzjährig betriebenen Einrichtung entwickelte und 1955 einen unter erheblichen Eigenleistungen der Dorfbewohner errichteten Neubau nahe der Schule beziehen konnte. Ab 1968 wurde auch die bereits 1959 eröffnete Saisonkinderkrippe ganzjährig geöffnet. Nach der Schließung der Dorfschule i. J. 1975 zog sie in das ehemalige Schulhaus um. Schon 1949 war im ehemaligen Schlosspark ein neuer Sportplatz angelegt worden, welcher noch heute als Fußballplatz des örtlichen Vereins genutzt wird. Gegen Ende der 1970er Jahre wurde hier ein neues Sportlerheim gebaut, welches nach Modernisierungen weiterhin in Benutzung ist.
Neben der lang ersehnten Demokratie und Freiheit brachte die politische Wende von 1989/90 wie allerorts auch erhebliche Umbrüche im Alltagsleben mit sich. Die Landwirtschaftsgenossenschaft löste sich auf. Ernst Jesse aus Walsleben gründete eines der ersten landwirtschaftlichen Einzelunternehmen im Altkreis Osterburg. Der Betrieb nahm bis heute eine erfolgreiche Entwicklung und betriebt heute als GbR vor allem eine ausgedehnte Hähnchenmast. Daneben gibt es mehrere Handwerksbetriebe und eine Gaststätte. Der drastisch gesunkene Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft, den gewerblichen Betrieben, aber auch öffentlichen Einrichtungen der näheren und weiteren Umgebung bedeutete jedoch anfangs auch für Walsleben eine hohe Arbeitslosigkeit. Dies beschleunigte die bereits in den 1970/80er Jahren begonnene negative demografische Entwicklung zusätzlich. Ein erster deutlicher Ausdruck dessen war die Zusammenlegung von Kinderkrippe und Kindergarten im Jahre 1992. Hatte die Gemeinde Walsleben (mit Uchtenhagen) 1987 noch 578 Einwohner gehabt, so waren es 1991 518, 2005 nur noch 465 und 2015 insgesamt 401. In knapp 30 Jahren verloren beide Dörfer insgesamt somit fast ein Drittel ihrer Bevölkerung. Dennoch ist Walsleben ein lebenswerter Ort auch für junge Familien geblieben. Dafür ist neben der Nähe zu Osterburg und dem Weiterbestehen der Kindertagesstätte auch das Vorhandensein einer aktiven Dorfgemeinschaft ausschlaggebend. Vor allem im Bereich des Fußballs wird in Walsleben viel geboten, gibt es doch sogar eine eigene Frauenmannschaft. Neben dem SV „Eintracht“, der Freiwilligen Feuerwehr und der Jagdgenossenschaft organisiert vor allem die Interessengemeinschaft zur Pflege des Brauchtums zahlreiche Veranstaltungen wie den Pfingstochsen-Umzug, den Nikolausmarkt oder Halloween-Feiern. Die seit Ende 2015 in Walsleben lebenden afghanischen Flüchtlingsfamilien werden dabei aktiv in das Dorfleben einbezogen.
Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.