Die Privatschule mit progymnasialem Charakter wurde 1863 mit der Einrichtung einer Knabenschule durch die Gebrüder Dr. Carl und Dr. Hermann Wolterstorff begründet. Beide waren Söhne des Osterburger Superintendenten Dr. Gottfried. 1874 trat auch ihr Bruder Otto Wolterstorff f als Teilhaber ein.
Zunächst mietweise untergebracht, konnte nur wenig später – 1864 - das erste eigens für die Schule errichtete Gebäude in der heutigen Thälmannstraße bezogen werden. In der Folgezeit wurden die Wolterstorffschen Schulen durch drei weitere Gebäude in der Thälmannstraße vergrößert. Die Straße erhielt den Namen „Schulstraße“. In den 1880er Jahren dienten die drei direkt an der Straße liegenden Gebäude als Pensionat für die Einrichtung, während der Unterricht in dem Gebäude auf dem Hof stattfand. (1890 hatten die Wolterstorffschen Schulen mit ihrem umfangreichen Pensionatsbetrieb mehr als 200 Schüler.)
Nach dem Umzug der Wolterstorffschen Lehranstalt nach Ballenstedt im Jahre 1892 verblieben die Gebäude an der Straße zunächst im Eigentum der Gebrüder Wolterstorff, da eine Übernahme durch den Begründer des Osterburger Pädagogiums – Dr. Paul Lorenz – nicht zustande kam. Das ehemalige Schulgebäude auf dem Hof wurde auf Abbruch verkauft und an der Stendaler Chaussee wieder aufgebaut, Teile des zugehörigen Parks bzw. Gartens wurden ebenfalls verkauft. 1920 bezog das neugeschaffene Finanzamt eines der ehemaligen Schulgebäude in der damaligen Sedanstr. 14 – das rote Klinkergebäude.
Neben dem Knabeninstitut hatte die Gebrüder Wolterstorff seit 1866/67 auch eine private Mädchenschule eingerichtet und damit das Werk ihres Vaters fortgesetzt, welcher bereits eine solche Schule bis zu seinem Tode (um 1855/56) betrieben hatte. 1871 wurde das Institut durch eine Höhere Töchterschule erweitert bzw. die Mädchenschule in diese umgewandelt. Sie erhielt 1874 in der Bahnhofstraße ein neu errichtetes Gebäude. Hier wirkten zunächst zwei Lehrerinnen, darunter ein Fräulein Wolterstorff – wohl eine Schwester der Gebrüder Wolterstorff. Diese Höhere Töchterschule in der Bahnhofstraße bestand noch bis 1941. Im Jahre 1920 hatte sie 175 Schülerinnen.
Das Gebäude wurde auch später als Schule genutzt – bis 2010 war in dem Schulhaus an der Bahnhofstraße sowie in dem in den 1970er Jahren errichteten rückwärtigen Gebäude die Förderschule untergebracht. 2011 wurde das historische Gebäude abgebrochen, der Neubau wird seitdem nach einem Umbau für die Osterburger Niederlassungen der Kreisvolkshochschule und –musikschule genutzt.
Text: Corrie Leitz (Historikerin). Mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt
im Rahmen der Osterburger Tourismusprojekte 2015 - 2017.