Die Provinzialtaubstummenanstalt war vom altmärkischen Kommunallandtag bereits 1864 ins Leben gerufen worden, in Ermangelung eines eigenen Gebäudes aber zunächst mietweise in der heutigen Werbener Straße untergebracht. 1889 beschloss der Provinziallandtag den endgültigen Verbleib in Osterburg. Im Oktober 1890 konnte der nun eigens für die Anstalt errichtete Neubau in der Schulstraße (später Sedan-, heute Thälmannstraße) bezogen werden.
Die Taubstummenanstalt diente u. a. auch zur Ausbildung der Osterburger Seminaristen, welche hier den Umgang mit taubstummen Schülern erlernten, ein für die damalige Zeit äußerst fortschrittlicher Ansatz.
Die Taubstummenanstalt wurde 1921 bis 1923 schrittweise abgebaut und in ein Landesaufnahmeheim der Provinz Sachsen für gefährdete Kinder umgewandelt. Direktor war der Theologe Joachim Allihn, das Anstaltspersonal bildeten Diakonissen aus dem Mutterhaus in Halle/S. Im Heim waren Kinder, zunächst nur Jungen, aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder ohne Angehörige untergebracht, im Durchschnitt war es mit 50 bis 60 Kindern und Jugendlichen belegt. Neben diesen "Anstaltszöglingen" wurden darüber hinaus weitaus mehr Kinder und Jugendliche (1937: ca. 450) in Pflegefamilien ebenfalls durch die Anstalt betreut. Bis 1943 hatten bereits knapp 3.000 "Zöglinge" die Anstalt durchlaufen.
1948/50 wurde das Landesaufnahmeheim, seit 1948 "Albert-Steinert-Heim", nach Messdorf überführt.
Das Gebäude der ehemaligen Taubstummenanstalt wird seitdem durch die Polizei genutzt.
Text: Corrie Leitz (Historikerin). Mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt
im Rahmen der Osterburger Tourismusprojekte 2015 - 2017.