Liebe Bürgerinnen und Bürger der Einheitsgemeinde Osterburg,
„alle Jahre wieder kommt das Christuskind“, heißt es in einem der bekanntesten deutschen Weihnachtslieder. Und obwohl sich nicht jedermann zum christlichen Glauben bekennt, wird dieses Lied zur Weihnachtszeit überall gesungen. Auch unsere Kirchen ziehen zu Weihnachten mehr Menschen an als sonst im Jahr. All das ist für mich Zeugnis, dass sich ein Großteil unserer Mitmenschen der christlich-jüdischen Kultur verbunden fühlen. Mit dem Weihnachtsfest anlässlich der Geburt Jesus Christus wird dies am Deutlichsten. Doch warum, und diese Frage stelle ich mir jedes Jahr, bekennen sich immer weniger Menschen zu dieser Verbundenheit?
Das Einstehen für etwas ist unserer Gesellschaft verloren gegangen. Das merken nicht nur die Kirchen, das merken wir auch in der nachlassenden Bereitschaft, sich freiwillig und unentgeltlich zu engagieren – in den Sport- und Kulturvereinen, im Sozialwesen und auch in der Kommunalpolitik. Und je stärker diese Demotivation wird, umso stärker sind die Beschwerden über den Verlust von Gewohntem. Aber wen wundert es? Denn diese Entwicklung bestätigt doch das Selbstverständnis, dass ein Staat nicht allein aus Behörden und Steuereinnahmen bestehen kann. Er braucht auch die Menschen und ihr Engagement.
Doch was sind die Ursachen dieser Entwicklung? Nun bin ich kein Sozialforscher, um es wissenschaftlich zu begründen. Ich gehe aber mit offenen Augen durch die Welt. Und da sehe ich, dass man immer weniger miteinander spricht und vielmehr übers Handy kommuniziert, dass man nicht mehr ins Kino geht und vielmehr Filme ins Wohnzimmer streamt, dass Kinder sich nicht mehr zum Toben treffen und vielmehr in Online-Spielen versinken; dass wir uns durch die technischen Möglichkeiten immer mehr ins Individuelle zurückziehen. Die technische Entwicklung und die damit verbundenen Anreize aber können und sollten wir nicht stoppen. Ist es deshalb unausweichlich, dass sich immer weniger für die Gemeinschaft engagieren, sich immer weniger einbringen? Nein! Wir müssen stattdessen denjenigen mehr Anreize geben, die nicht nur an sich selbst denken und sich stattdessen auch um andere kümmern. Dieser Anreiz kann in Form von Wertschätzung geschehen oder auch durch Entschädigungen für den Aufwand. Manchmal reicht es auch schon, wenn man sich mehr um diese Menschen bemüht. Ich möchte jetzt nicht über die zahlreichen Ehrenamtlichen im Sport, im Brandschutz oder im Kulturbetrieb schreiben – ihnen allen gehört ein ganz großes Dankeschön.
Ein ganz großes Dankeschön gehört aber auch den zahlreichen Mitgliedern des Stadtrates, der Ausschüsse und Ortschaftsräte. Sie müssen nicht nur viel Zeit, insbesondere in den Abendstunden, einbringen. Sie müssen darüber hinaus auch so manche wohlfeile Äußerung der Öffentlichkeit ertragen. Und so wie ich es oben bereits angedeutet habe, ist auch in der Kommunalpolitik mein Eindruck, je weniger sich in diesem Bereich engagieren, umso stärker wird die Kritik der Öffentlichkeit an den politischen Entscheidungen. Im nächsten Jahr nun gibt es eine gute Gelegenheit diese Spirale zu durchbrechen. Am 9. Juni werden ein neuer Stadtrat und in jeder Ortschaft ein neuer Ortschaftsrat gewählt. Ich würde mich freuen, wenn die kritischen „Köpfe“ unter uns, sich durch eine Mitarbeit im Stadtrat bzw. Ortschaftsrat einbringen, um so bei der Entscheidungsfindung ein möglichst breites Wissen einfließen zu lassen.
Deshalb haben wir mit dem letzten Amtsblatt begonnen, über die Möglichkeiten einer Kandidatur und die Aufgaben in den Gremien zu informieren. Ich würde mich freuen, wenn wir alle die Weihnachtszeit nutzen, um zu erkennen, für welche Werte wir stehen und wie wir uns dazu bekennen können. Möglichkeiten hierzu gibt es zahlreich, durch Mitwirkung in Kirche, Vereinen, Feuerwehr oder Kommunalpolitik.
Für das Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen ein paar besinnliche aber auch fröhliche Tage mit den Leuten, die Ihnen lieb sind. Kommen Sie anschließend gesund ins neue Jahr, um das anpacken zu können, was Sie sich vorgenommen haben.
Ihr Bürgermeister Nico Schulz