Direkt an der Bundesstraße 189 gelegen, ist am Schriftzug "PRIORIT" in Osterburg kein unbeachtetes vorbeikommen. Das mittelständische Unternehmen mit Hauptsitz in Hanau und Zweigniederlassung in der altmärkischen Hansestadt entwickelt, produziert und vertreibt bauliche Brandschutzlösungen. Damit bewegt es sich zwar unterm Radar der großen Marktführer, aber gleichermaßen als moderne CNC gesteuerte Manufaktur mit industrieller Fertigung mit einer Vielzahl an individuellen Lösungen und Standardlösungen im baulichen Brandschutz. Im Rahmen seiner Sommertour durfte Patrick Puhlmann am Dienstag einen Blick in die ansonsten verschlossene Produktion werfen.
"So einen Besuch nehmen wir als Wertschätzung für das Unternehmen, insbesondere aber für unsere Mitarbeiter wahr", sagte Ulf Kaspar zur Begrüßung des Landrates sowie von Osterburgs Einheitsgemeinde-Bürgermeister Nico Schulz. Dabei betonte der Vorstandsvorsitzende der Priorit AG, dass Brandschutz eine Nische sei, in der sich sein Unternehmen sehr wohl fühle. "Uns geht es wirtschaftlich gut, davon profitieren auch die Mitarbeiter." Er bezifferte den derzeitigen Umsatz auf 25 Millionen Euro im Jahr "allein aus Osterburg heraus" und stellte in Aussicht, diesen in den nächsten Jahren verdoppeln zu wollen. "Das Potenzial dafür ist in Deutschland und Europa da", so Kaspar weiter. Der Unternehmenschef erklärte dazu seinen Gästen die derzeitige Vertriebsstrategie.
Verbunden mit der geplanten Steigerung des Umsatzes soll dann auch die Erweiterung des Standorts Osterburg einhergehen. Die nötigen Genehmigungen dafür lägen schon vor, allerdings benötigt das Unternehmen dann auch zusätzliche Mitarbeiter, die derzeit schwer zu finden seien. Jörg Magdeburg ist Betriebsleiter und erläuterte Puhlmann und Schulz gemeinsam mit Personalleiterin Diana Kainz die sozialverträgliche Personalstrategie. Der Betrieb setzt auf etwa 150 eigene Mitarbeiter, davon 78 am Standort Osterburg, die zu Arbeitsspitzen von Dienstleistern unterstützt werden. In der Produktion zählen auch fünf Ukrainer zum Team. "Priorit war zu Beginn des Krieges in der Ukraine die erste Firma, die aktiv auf uns zugekommen war, um Ukrainern Arbeitsplätze anzubieten", erinnerte sich der Osterburger Bürgermeister und beschrieb die Verteilung von Flyern in russischer und ukrainischer Sprache, welche auch die Stadtverwaltung unterstützt habe. Dabei erklärte Jörg Magdeburg auch, dass die Zugezogenen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch darüber hinaus weitrechende Unterstützung erhalten hätten. Diese habe sich ausgezahlt: "Von anfänglich sieben Ukrainern sind jetzt noch fünf da", so der Betriebsleiter. Über dieses Engagement zeigte sich auch der Landrat hocherfreut. „Wir mussten zu Beginn der Krise ganz klar aufteilen: Als Landkreis beschaffen wir die Menschen Unterkunft und Kleidung, für Jobvermittlung waren und sind Arbeitsagentur und Jobcenter zuständig. Im gesamten Landkreis hat es viele engagierte Unternehmen gegeben, dass in fünf von sieben Fällen dauerhafte Arbeitsverhältnisse entstanden sind, ist schon eine herausragend gute Quote. Da hat Priorit offensichtlich viel richtiggemacht", so Puhlmann.
In einem Rundgang durch die großflächigen Produktionshallen stellte Jörg Magdeburg Landrat und Bürgermeister einmal die Prozesse von der Anlieferung der Rohstoffe bis hin zur Auslieferung der fertigen Produkte vor. Dabei wurde sich auch über die Chancen und Risiken der Intel-Ansiedlung bei Magdeburg ausgetauscht. "Aus meiner Sicht bietet diese gute Möglichkeiten für die Altmark und speziell den Landkreis Stendal, sich als Industrie weiterzuentwickeln", sagte Patrick Puhlmann. "Nicht sofort, aber nachhaltig betrachtet ist der Zuzug weiterer Unternehmen gut für unseren Mittelstand", schätzte Ulf Kaspar ein. Hoffnungen hat natürlich auch Nico Schulz auf Neuansiedlungen in seiner Hansestadt und stellte die Planung eines neuen Industriegebiets in direkter Nähe zur künftigen Autobahn 14-Abfahrt Osterburg vor. "Wir planen aber auch gerade ein Neubaugebiet für Einfamilienhäuser", so das Stadtoberhaupt.